Die Nordsee verändert sich. Vor der Küste wachsen gewaltige Windparks in den Himmel, auf den Inseln boomt der Tourismus. Mittendrin liegt Helgoland, Deutschlands einzige Hochseeinsel – und Schauplatz des ersten Bands einer spannenden Thriller-Serie. Der Hamburger Autor Nils Eriksen verbindet in „Helgoland Connection“ packende Unterhaltung mit brisanten gesellschaftlichen Themen. Im Interview spricht er über die Entstehung seiner Romane, die Faszination der Nordsee und warum seine Geschichten weit über die deutsche Küste hinausführen.
Strandklar.de: Ein zentrales Thema des Buches ist die Schattenseite des Energiebooms. Wie wichtig ist es Ihnen, in Ihren Thrillern auch gesellschaftlich relevante Themen zu behandeln?

Nils Eriksen im Gespräch
Nils Eriksen: In meinen Büchern geht es immer auch um größere Themen. Die Energiewende ist so ein Thema – sie verändert nicht nur die Landschaft, sondern auch die Menschen und ihre Beziehungen zueinander. Wo neue Industrien entstehen, gibt es Gewinner und Verlierer, entstehen neue Machtverhältnisse. Diese sozialen und gesellschaftlichen Verwerfungen interessieren mich als Autor. Der Roman soll dabei aber nie belehren, sondern unterhalten – und mit einer Rahmenhandlung vielleicht auch etwas zum Nachdenken anregen.
Strandklar.de: „Helgoland Connection“ verbindet Krimi-Elemente mit aktuellen Themen wie Offshore-Windkraft und Energiewende. Was hat Sie dazu inspiriert, gerade diese Kombination zu wählen?
Eriksen: Die Inspiration kam durch meine Besuche auf Helgoland. Die Insel liegt mitten in einem der größten Offshore-Windparks Europas. Als ich sah, wie sich die traditionelle Inselgemeinschaft mit dieser neuen Industrie teils arrangieren muss und teils auch arrangieren will, wusste ich: Das ist der perfekte Stoff für einen spannenden Roman. Die Kombination aus der rauen Nordsee, der isolierten Lage der Insel und den wirtschaftlichen Interessen bietet alles, was ein packender Abenteuerroman braucht.
Strandklar.de: Ihr Protagonist Erik entwickelt sich vom Reisejournalisten zum investigativen Reporter. Inwiefern spiegelt diese Entwicklung auch Ihre eigenen Erfahrungen als Journalist wider?
Eriksen: Ich habe im Laufe meiner Karriere sehr unterschiedliche journalistische Bereiche kennengelernt – vom Fachmagazin bis zu Reisereportagen. Dabei habe ich erlebt, dass es nicht nur um investigative Recherchen geht, sondern oft auch um gefällige PR-Interviews, bei denen kaufmännische Interessen im Vordergrund stehen. Jeder Journalist kommt irgendwann an den Punkt, wo er von PR-Interessen vereinnahmt werden könnte. Diese Erfahrung teilt auch mein Protagonist Erik. Und es gibt noch eine Entwicklung: Viele Menschen werden Journalist, weil sie recherchieren und schreiben wollen – nicht um in einer Redaktion Organisationsarbeit zu erledigen. Erik versucht sich aus diesen Zwängen zu befreien, was seine Entwicklung in der Serie stark prägt.
Strandklar.de: Die Atmosphäre Helgolands spielt eine zentrale Rolle in Ihrem Roman. Was fasziniert Sie besonders an Deutschlands einziger Hochseeinsel und warum war sie der perfekte Schauplatz für diese Geschichte?
Eriksen: Helgoland hat etwas Magisches – mehr als 50 Kilometer vom Festland entfernt liegt dieser rote Felsen mitten in der Nordsee. Interessanterweise ist die See dort draußen oft ruhiger als an den Stränden der friesischen Inseln. Die Felsen sind nicht nur ein markanter Naturpunkt, sondern auch Symbol für die Besonderheit dieser Inselgemeinschaft. Im Sommer ist Helgoland voller Tagestouristen, im Winter ziehen sich die Insulaner zurück. Zwischen Duty-Free-Läden und jahrhundertealter Geschichte entsteht eine einzigartige Atmosphäre. Diese Faszination wollte ich unbedingt in einem Roman einfangen.
Strandklar.de: Mit „Helgoland Connection“ starten Sie eine ganze Serie um Erik und später auch Amelia. Können Sie uns einen kleinen Einblick geben, wie sich die Charaktere und ihre Abenteuer über die Bände hinweg entwickeln werden?
Eriksen: Als Protagonist macht Erik eine spannende Entwicklung durch. Zunächst ist er allein unterwegs, dann lernt er Freya als Pressesprecherin kennen. Später trifft er auf die Biologin Amelia, die zu seiner Partnerin wird. Die beiden wachsen durch ihre gemeinsamen Abenteuer zusammen und lernen, füreinander einzustehen. Sie sind auf den ersten Blick keine typischen Actionhelden, aber gerade das macht sie interessant – sie müssen über sich hinauswachsen, um die Herausforderungen zu meistern. Mit jedem Band wird ihre Beziehung dabei intensiver.
„Ich finde es spannend, wie sich aus lokalen Konflikten oft größere Zusammenhänge entwickeln können – genau wie im echten Leben auch.“
Strandklar.de: Ihre Bücher behandeln sehr unterschiedliche gesellschaftliche Themen – von Korruption in der deutschen Politik bis zu historischen Themen wie die Flucht von NS-Verbrechern. War diese thematische Bandbreite von Anfang an geplant?
Eriksen: Ja, in der Tat, die Bandbreite ist bewusst groß angelegt. Das reicht von einem korrupten Ministerpräsidenten und dem Bauboom auf Sylt in ‚Rotes Kliff‘, aber geht noch viel weiter: In ‚Staatsstreich‘ geht es vor allem um die Flucht von Kriegsverbrechern über die „Rattenlinie“ nach Südamerika und um die argentinische Militärdiktatur. Ich finde es spannend, wie sich aus lokalen Konflikten oft größere Zusammenhänge entwickeln können – genau wie im echten Leben auch.
Strandklar.de: Vom beschaulichen Helgoland bis nach Patagonien – Ihre Bücher spielen an sehr unterschiedlichen Schauplätzen. Wie recherchieren Sie diese Orte und ihre Besonderheiten?
Eriksen: Alle Schauplätze in meinen Büchern kenne ich aus eigener Anschauung. Ob Sylt, die USA oder Patagonien – jede Reise inspiriert mich zu neuen Geschichten. Ich frage mich dann immer: Was könnte hier passieren? Welche Konflikte schwelen unter der Oberfläche? Die Menschen in meinen Büchern sind teilweise von realen Vorbildern inspiriert, auch wenn die Antagonisten wie der Politiker Detlev Klüver, der Mafioso Orson Corbyn oder der Industrielle Hermann Kauz natürlich frei erfunden sind. Das Reisen ist für mich die wichtigste Inspirationsquelle fürs Schreiben.
Das Interview führte Birgit Hanauer. Mehr von Nils Eriksen gibt es auf seiner Homepage unter https://nils-eriksen.de.
Foto von Anatol Rurac auf Unsplash
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