Nils Eriksen und Friedrich Steindorf im Gespräch über ihren neuen Thriller „Stavanger Protokoll“: Es ist ein windiger Apriltag am Hamburger Hafen. Am Baumwall treffen sich die Autoren Nils Eriksen und Friedrich Steindorf zum Gespräch über ihr gemeinsames Projekt „Stavanger Protokoll“, das zu Pfingsten erscheinen wird. Der Blick aus dem Fenster des Cafés fällt auf die Elbe und den City-Sportboothafen, wo die Ausflugsdampfer und Hafenfähren ihre Bahnen ziehen – eine Umgebung, die auch im Roman vorkommt.

Strandklar: Euer neues Buch spielt überwiegend in Skandinavien, an der Nordsee und genau hier, im Hamburger Hafen. Das ist ein neues Terrain für die Erik & Amelia-Reihe. Was hat euch zu diesem Schauplatzwechsel bewogen?

Nils: Der Impuls kam tatsächlich von einer Reise nach Stavanger vor einigen Jahren. Diese Stadt hat mich sofort fasziniert – dieses Nebeneinander von alten, kleinen Holzhäusern und hochmoderner Ölindustrie als wirtschaftliches Rückgrat Norwegens. Ich hatte schon länger den Gedanken, einen Thriller zu schreiben, der im norwegischen Teil der Nordsee spielt.

Friedrich: Was Nils nicht erwähnt: Er hatte auf seiner Website eine Umfrage gemacht, und überraschend viele Leser wünschten sich einen Band, der in Skandinavien spielt.

Nils: Das stimmt, diese Rückmeldungen waren ein zusätzlicher Ansporn. Und da dachte ich sofort an Friedrich, der Skandinavien so gut kennt und bereits bei „Helgoland Connection“ und „Rotes Kliff“ als Lektor mitgewirkt hatte.

Strandklar: Friedrich, wie kam es dann zur konkreten Zusammenarbeit?

Friedrich: Ich fand die Erik & Amelia-Reihe schon immer gut. Als Nils mich kontaktierte, hatte er bereits ein Konzept für einen Politkrimi. Aber ich sah Potential, noch eine weitere Dimension hinzuzufügen – den ökologischen Thriller-Aspekt. Die Nordsee als fragiles System, die Ölindustrie als Risikofaktor – das bietet Stoff für eine komplexe Geschichte.

Nils: Genau das hat das Projekt auf ein neues Level gehoben. Ursprünglich hatte ich tatsächlich nur einen reinen Politkrimi geplant, unter dem Arbeitstitel „Borkum Connection“. Friedrichs Input hat dem Ganzen eine viel größere Tiefe gegeben.

Strandklar: Das klingt nach einer produktiven Kombination eurer Interessen.

Friedrich: Definitiv. Ich fand es sehr gelungen, dass Nils die Figur des Detlev Klüver wieder aufgreifen wollte – dieser Ex-Ministerpräsident aus den früheren Büchern ist ein faszinierender Antagonist. Das schafft Kontinuität. Gleichzeitig konnten wir mit der ökologischen Dimension etwas Neues wagen.

Nils: Wir haben eine Bedrohung entwickelt, die zwar fiktiv ist, aber durchaus plausibel erscheint. Der Thompson-Komplex – diese Bakterien-Quallen-Symbiose – basiert auf Grundlagen, die wir sorgfältig recherchiert haben.

Strandklar: War das Manuskript von Anfang an so angelegt, wie es jetzt vorliegt?

Nils: Keineswegs. Das Buch war eigentlich schon fertig, als wir beschlossen, den gesamten Schluss neu zu konzipieren.

Friedrich: Das war eine intensive Arbeit. Wir haben lang diskutiert, wie wir dem Ende mehr Dynamik verleihen könnten. Die dramatischen Szenen auf der „Aztec Queen“ im Golf von Mexiko entstanden erst in dieser letzten Phase.

Nils: Eine Entscheidung, die sich absolut ausgezahlt hat. Das Finale hat dadurch deutlich an Tempo und Spannung gewonnen.

Strandklar: Beim Lesen der Vorabkapitel fällt auf, dass der Stil sich von den früheren Bänden unterscheidet. War das eine bewusste Entscheidung?

Friedrich: Das war tatsächlich ein Aspekt, den ich eingebracht habe. Ich schätze Nils‘ Schreibstil sehr, schlug aber vor, den sehr präsenten auktorialen Erzähler zurückzunehmen und die Geschichte stärker durch die Charaktere und Dialoge voranzutreiben.

Nils: Das war eine Anregung, die dem Buch eine völlig neue Dynamik gegeben hat. Ich habe viele Abschnitte komplett überarbeitet, um dieser Erzählweise gerecht zu werden. Die Handlung wird jetzt direkter von den Figuren getragen, was für mehr Unmittelbarkeit sorgt.

Friedrich: Es war beeindruckend zu sehen, wie Nils diese Idee aufgegriffen und weiterentwickelt hat. Besonders die Interaktionen zwischen Erik und Amelia haben dadurch eine authentischere Qualität gewonnen.

Strandklar: Wie habt ihr praktisch zusammengearbeitet? Gab es eine klare Aufgabenteilung?

Nils: Wir haben viel über Videokonferenzen kommuniziert. Typischerweise habe ich den ersten Entwurf eines Kapitels verfasst, dann hat Friedrich es überarbeitet und seine spezifische Expertise eingebracht, und dann bin ich noch einmal beigegangen.

Friedrich: Bei den maritimen Szenen konnte ich einiges beisteuern – sei es auf der „Nordstern“ im Hamburger Hafen oder auf den Ölplattformen in der Nordsee. Die technischen Details sollten stimmig sein: wie ein Segelboot im Hafen liegt, wie die Gezeiten die Elbe beeinflussen, wie der Alltag auf einer Bohrinsel aussieht.

Nils: Friedrich hat auch die wissenschaftlichen Elemente maßgeblich geprägt. Die Erklärungen zur CO₂-Speicherung, zu seismischen Messungen oder zur Biochemie des Thompson-Komplexes – all das musste glaubwürdig dargestellt werden.

Strandklar: Das fertige Manuskript vereint also eure komplementären Stärken.

Friedrich: Genau das macht es besonders. Die Verbindung von Nils‘ Erfahrung mit den Charakteren und meinem Blick für die technischen und wissenschaftlichen Aspekte.

Nils: Wir hoffen natürlich, dass es den Lesern gefällt. Es ist durchaus ein etwas anderer Ansatz als in den vorherigen Bänden – komplexer, technischer, aber hoffentlich ebenso fesselnd.

Strandklar: Zum Abschluss: Plant ihr weitere gemeinsame Projekte?

Nils: Die Zusammenarbeit hat jedenfalls großen Spaß gemacht und sich als sehr produktiv erwiesen.

Friedrich: Wir haben tatsächlich schon einige Ideen skizziert. Der Thompson-Komplex bietet durchaus Potential für weitere Entwicklungen.

„Stavanger Protokoll“ von Nils Eriksen und Friedrich Steindorf erscheint zu Pfingsten als E-Book und als Print-Ausgabe.

Foto: Der City-Sportboothafen in Hamburg – hier spielen Teile des neuen Romans. Foto (1) Paparazzi Ratzfatzzi über Pexels (2) Steindorf