Mehrere Polizeiinspektionen an der norddeutschen Nordseeküste haben jetzt ihre Kriminalstatistiken für 2024 vorgestellt. Von Aurich/Wittmund (zuständig unter anderem für die Inseln Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog und Spiekeroog) über Varel (mit Wangerooge) und Cuxhaven bis hin zur Polizeidirektion Itzehoe in Schleswig-Holstein zeigen sich übereinstimmende Trends: Die Zahl der Straftaten geht zurück, während die Aufklärungsquoten steigen.

In der Polizeiinspektion Aurich/Wittmund gingen die Straftaten um 8,1 Prozent zurück, in Cuxhaven wurde sogar der niedrigste Wert seit über 10 Jahren erreicht. Gleichzeitig gibt es überall Herausforderungen wie zunehmende häusliche Gewalt und mehr Angriffe auf Polizeibeamte.

Die Lage in Aurich/Wittmund: Weniger Einbrüche und Diebstähle

Die Polizeiinspektion Aurich/Wittmund, die eben auch für die ostfriesischen Inseln Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog und Spiekeroog sowie die Küstenorte wie Norddeich und Esens zuständig ist, vermeldet in ihrer aktuellen Kriminalstatistik einen Rückgang der Straftaten um 8,1 Prozent im vergangenen Jahr.

Die Region zeigt sich damit sicherer als im Vorjahr. Die Polizei konnte zudem ihre Aufklärungsquote auf über 70 Prozent steigern – ein beachtlicher Wert, der deutlich über dem niedersächsischen Landesdurchschnitt von über 62 Prozent liegt.

Sicherer Urlaubsort: Weniger Einbrüche und Diebstähle

„Die Bürgerinnen und Bürger leben hier, in den Landkreisen Aurich und Wittmund, in einer sehr sicheren Region“, sagt der Leiter der Polizeiinspektion, Polizeidirektor Stephan Zwerg. Dies sei eine positive Entwicklung für die gesamte Region.

Besonders erfreulich: Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist um 17,76 Prozent zurückgegangen, und bei der Hälfte der 125 registrierten Fälle blieb es beim Versuch. Auch die Diebstähle an oder aus Kraftfahrzeugen haben sich fast halbiert – von 415 auf 235 Fälle. Eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorjahr.

Ladendiebstähle als Ausnahme im positiven Trend

Eine Entwicklung geht allerdings gegen den allgemein positiven Trend: Die Zahl der Ladendiebstähle ist um 11,21 Prozent gestiegen und hat mit 843 Fällen einen neuen Höchststand erreicht. Ein Phänomen, das in vielen Geschäften der Region zu einer erhöhten Aufmerksamkeit des Personals führen dürfte.

Die Statistik zeigt auch, dass die Kinder- und Jugendkriminalität zwar leicht zurückgegangen ist (minus 17,52 Prozent), aber immer noch auf einem hohen Niveau liegt. Von den 1.172 Straftaten, bei denen Kinder oder Jugendliche als Tatverdächtige ermittelt wurden, waren fast 30 Prozent Diebstähle.

Gewaltdelikte: Ein besorgniserregender Trend

Ein Wermutstropfen in der ansonsten positiven Entwicklung sind die Gewaltdelikte, die leicht angestiegen sind. Mit 2.702 Fällen von sogenannten „Rohheitsdelikten und Straftaten gegen die persönliche Freiheit“ wurde ein trauriger Höchststand im Zehnjahresvergleich erreicht. Darunter fallen Körperverletzungen, Bedrohungen und Raubtaten.

Diese Zahlen unterstreichen, dass – wie überall – auf die persönliche Sicherheit geachtet werden sollte, besonders in den Abend- und Nachtstunden oder an belebten Orten. Positiv zu vermerken ist jedoch, dass die Delikte mit Messern leicht zurückgegangen sind – auf 63 Fälle (Vorjahr 68), wobei das Messer in rund zwei Dritteln der Fälle ausschließlich als Drohmittel zum Einsatz kam.

Häusliche Gewalt: Ein Problem auch in der Urlaubsregion

Ein weiteres Thema, das die Polizei beschäftigt, ist die Häusliche Gewalt. Die Fallzahlen sind in den letzten drei Jahren kontinuierlich gestiegen und lagen 2024 bei 950 – 71 mehr als im Vorjahr. „Das ist eine besorgniserregende Entwicklung“, sagt der Leitende Polizeidirektor Stephan Zwerg.

Die Polizei geht davon aus, dass die tatsächliche Zahl noch höher ist, da viele Opfer – sowohl Frauen als auch Männer – sich scheuen, Straftaten im häuslichen Umfeld zur Anzeige zu bringen. Dies kann verschiedene Gründe haben, wie innerfamiliärer Druck, gegenseitige Abhängigkeiten oder Schamgefühl.

Enkeltrick und falsche Polizeibeamte: Vorsicht bleibt geboten

Ein weiteres Thema in der Statistik: Die Zahl der „Straftaten zum Nachteil älterer Menschen“ ist von 73 auf 118 gestiegen. Hierbei handelt es sich um Betrugsmaschen wie den „Enkeltrick“ oder Anrufe von falschen Polizeibeamten.

Die Zahl der vollendeten Taten ist mit 16 Fällen (Vorjahr 8) weiterhin auf niedrigem Niveau, was laut Polizeioberrat Dirk Oidtmann auch auf gute Aufklärungsarbeit zurückzuführen ist. „Die beste Prävention in dem Bereich ist Aufklärungsarbeit“, so Oidtmann.

Küstenregion im Vergleich: Positive Entwicklungen auch in Varel und Cuxhaven

Der positive Trend bei der Kriminalitätsentwicklung zeigt sich nicht nur in der Inspektion Aurich/Wittmund. Auch im benachbarten Polizeikommissariat Varel, zu dessen Zuständigkeitsbereich unter anderem Jever und die Insel Wangerooge gehören, gibt es erfreuliche Nachrichten.

„Beim Polizeikommissariat Varel werden 70 Prozent der Fälle aufgeklärt. Die Gesamtzahl der registrierten Straftaten befindet sich annähernd auf dem Niveau des Vorjahres“, teilt das Kommissariat mit. Mit 2.407 registrierten Straftaten im Jahr 2024 verzeichnet die Polizei nur einen leichten Anstieg von 16 Delikten im Vergleich zu 2023.

Noch deutlicher wird der Rückgang der Kriminalität in der Polizeiinspektion Cuxhaven, die für die Stadt und den Landkreis Cuxhaven zuständig ist. Dort wurden 2024 nur 9.309 Straftaten registriert – der niedrigste Wert seit über 10 Jahren (Vorjahr: 10.812). Gleichzeitig stieg die Aufklärungsquote auf über 65 Prozent.

„Die Straftaten im so genannten Hellfeld sind im Vergleich zum Vorjahr stark zurückgegangen“, wird der Leiter der Polizeiinspektion Cuxhaven, Leitender Polizeidirektor Michael Hasselmann, zitiert. Als „Hellfeld“ werden die polizeilich erfassten Straftaten bezeichnet, im Gegensatz zum „Dunkelfeld“ der nicht gemeldeten Delikte.

Gemeinsame Herausforderungen entlang der Küste

Trotz der insgesamt positiven Entwicklung gibt es auch Herausforderungen, die alle Küstenregionen gleichermaßen betreffen. Eine besonders besorgniserregende Entwicklung ist die Zunahme von Gewalt gegen Polizeibeamte.

In Cuxhaven wurden im vergangenen Jahr 74 Gewaltdelikte gegen Polizeibeamte erfasst, deutlich mehr als in den Vorjahren. Auch in Aurich/Wittmund stieg die Zahl der Gewalttaten zum Nachteil von Polizeibeamten von 97 auf 128. In der Polizeidirektion Itzehoe in Schleswig-Holstein stieg die Zahl der Widerstandshandlungen gegen polizeiliche Maßnahmen von 97 auf 137 Fälle, und die tätlichen Angriffe nahmen um 28 Prozent zu.

Häusliche Gewalt als regionsübergreifendes Problem

Ein weiteres regionsübergreifendes Problem ist die Zunahme häuslicher Gewalt. Während die Fallzahlen in Aurich/Wittmund auf 950 Fälle gestiegen sind, verzeichnete auch Cuxhaven einen Anstieg von 659 auf 734 Taten. In der Polizeidirektion Itzehoe wurde aufgrund der steigenden Zahlen sogar ein spezielles „Hochrisikomanagement“ zum Schutz von Frauen vor häuslicher Gewalt etabliert.

„Körperverletzungen und Häusliche Gewalten, auch ohne, dass jemand körperlich verletzt wurde, können extreme emotionale Belastungen hervorrufen, gerade wenn diese Taten im eigentlich gesicherten Umfeld der eigenen Familie und dem eigenen Zuhause stattfinden“, erläutert der Leiter der Polizeiinspektion Cuxhaven.

Norddeutsche Küstenregion bleibt sicher

Trotz aller Herausforderungen lässt sich festhalten: Die norddeutsche Küstenregion bleibt eine der sichersten Regionen Deutschlands. Die Häufigkeitszahl, die die Anzahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner angibt, liegt in allen betrachteten Regionen deutlich unter dem Landesdurchschnitt.

In Cuxhaven beträgt sie 4.612 (Landesdurchschnitt: 7.015), in der Polizeidirektion Itzehoe 5.784 (Landesdurchschnitt: 7.196). „Die Zahlen machen deutlich, dass wir im Vergleich in einer sehr sicheren Region leben“, fasst der Leiter der Polizeiinspektion Cuxhaven zusammen.

„Die Bürgerinnen und Bürger leben hier in einer sehr sicheren Region“, bestätigt auch der Leiter der Polizeiinspektion Aurich/Wittmund. „Das Kriminalitätsaufkommen ist rückläufig, die Aufklärungsquote steigt. Das sind gute Nachrichten.“

Foto: Franz P. Sauerteig über Pixabay