Das Dorf Morsum auf der Nordseeinsel Sylt macht in diesen Tagen im Januar weniger mit Promi-Sichtungen als mit beunruhigenden Einbrüchen Schlagzeilen. Besonders betroffen: Die historische St. Martin Kirche in Morsum, deren Pastor Ingo Pohl nun nicht mehr an Zufall glauben mag.
Was sich in der Nacht vom 13. auf den 14. Januar in der Sakristei der St. Martin Kirche abspielte, muss nach Einschätzung von Pastor Pohl erheblichen Lärm verursacht haben. Wie der Geistliche gegenüber der Sylter Rundschau berichtet, drangen die Täter mit „erheblicher Gewalt“ in die Sakristei ein. Die Beute hatte es in sich: Eine hochwertige Lautsprecher- und Akustikanlage sowie mehrere Stab-Boxen im Wert von rund 4.000 Euro verschwanden spurlos.
Mehr als nur ein gewöhnlicher Einbruch
Besonders bitter für die Gemeinde: Bereits in der ersten Januarwoche wurde eine historische Figur aus der Dreikönigs-Gruppe entwendet – ein unersetzliches Kunstwerk aus dem vergangenen Jahrhundert, wie der Pastor der Sylter Runschau berichtete. Die kleine Gipsfigur mag für Diebe einen überschaubaren materiellen Wert haben, für die Gemeinde ist der Verlust jedoch schmerzlich. „Ein Angriff auf die Kirche ist immer auch ein Angriff auf die gesamte Dorfgemeinschaft“, wird Pastor Pohl in der Lokalpresse zitiert.
Die Einbruchsserie in die Kirche reiht sich in eine beunruhigende Kette von Vorfällen ein. Wie die Polizeidirektion Flensburg bestätigt, kam es bereits am 27. Dezember zu einem versuchten Raubüberfall am Gemeindezentrum. Ein maskierter Täter bedrohte einen 55-jährigen Mann und forderte Geld – nur das zufällige Klingeln eines Handys verhinderte Schlimmeres.
Drogen als möglicher Hintergrund?
In einem Gespräch mit der Bild-Zeitung äußert Pastor Pohl einen schwerwiegenden Verdacht: Die Serie von Einbrüchen könnte mit Beschaffungskriminalität zusammenhängen. „Drogen und Sylt passt leider sehr gut zusammen. Was meinen Sie, was hier alles umgeschlagen wird?“, wird der Geistliche zitiert. Eine Einschätzung, die angesichts der gezielten Auswahl leicht zu verkaufender Elektronik nicht von der Hand zu weisen ist.
Für die Kirchengemeinde, die nach Angaben des Pastors jährlich nur über bescheidene Kirchensteuer-Einnahmen von 37.000 Euro verfügt, bedeuten die Einbrüche eine erhebliche Belastung. Erst im vergangenen Sommer wurde ein frisch eingeweihter Brunnen mutwillig beschädigt, die Reparaturkosten beliefen sich auf 3.000 Euro. Als Konsequenz erwägt die Gemeinde nun die Installation einer Videoüberwachung.
Hinweise zu den Vorfällen nimmt die Polizei in Westerland unter der Telefonnummer 04651-70740 entgegen.
Foto: Rufmich – Eigenes Werk / Wikimedia
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